2022 mpc wandertage 2022

Die MPC Kultur- und Wandertage 2022 an der Bergstraße

Gut betuchte Fürsten und fröstelnde Archäologen

Reich waren sie nicht, die Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt, aber immerhin gut betucht. Zu ihrer Sommerresidenz am Rande des Odenwaldes gehörte ein Weißhäuschen, in dem ihre Leinenunterwäsche täglich gekocht und gemangelt wurde. Frisches Tuch, gepuderte Haare und Parfum ersetzen in der Zeit der Romantik (Ende 18. bis Mitte 19. Jahrhundert) das Wasser, das nach damaliger Vorstellung durch die Poren in den Körper eindrang, ihn innerlich aufweichte und ihn Krankheiten gegenüber wehrlos machte. Lieber ließen die Ärzte zur Ader oder bliesen via Blasebalg Tabakrauch in den After.

Zwei Stunden lang und sehr anschaulich füllte Gästeführerin Marianne Ruskowski die gut erhaltenen und gepflegten Gebäude und Gärten des Auerbacher Fürstenlagers wieder mit Leben – sehr zur Freude der kleinen MPC-Wandertruppe, die Mitte September nach zweijähriger Coronapause nach Bensheim an der Bergstraße gereist waren.

Krieg nur rund um den Sommer

Am zweiten Tag der 55. MPC-Kultur- und Wandertage drehte Gästeführer Bruno Wollmann das Rad der Geschichte noch einmal um gut 1000 Jahre zurück. In der Zeit Karls des Großen zog der Adel in den warmen Monaten nicht in die ländliche Idylle, sondern in den Krieg, vornehmlich gegen die widerspenstigen Sachsen. Beim Besuch des Freilichtlabors Lauresham tauchten die MPC-Wanderer in frühmittelalterliche Herrschafts- und Alltagskultur ein, die Archäologen und Wissenschaftler vor den Toren des UNESCO-Welterbes Kloster Lorsch wiedererstehen lassen. In Lauresham errichten sie nicht nur Gebäude nach alten Vorbildern, sie züchten auch Pflanzen und Tiere zurück und machen sich sogar selbst zu Versuchsobjekten. So stellten sie fröstelnd fest, dass sich in den nachempfundenen Häusern des Fronhofes die Innentemperatur wintertags um maximal sieben Grad gegenüber der Außentemperatur erhöhen ließ. Die Zentralheizung im Wortsinn war das offene Feuer in Holzhausmitte.

Fußbodenheizung für die Mönche

Nebenan, im Königskloster Lorsch, das zu den reichsten Grundbesitzern östlich des Rheins mit Besitzungen von der niederländischen Nordseeküste bis hinunter in die Schweiz gehörte, leisteten sich die Mönche dagegen schon eine Fußbodenheizung nach römischem Vorbild. Auch in der Wissenschaft, insbesondere der Medizin verfügten sie über großes Wissen, das – siehe oben – im Verlauf des Mittelalters wieder verloren ging.

Aufregendes Minigolfturnier

Ob und wie die Kuttenträger Sport getrieben haben, ist nicht überliefert. Die MPC-Wanderer stellten sich nach so viel Historie und Kultur jedenfalls der sportlichen Herausforderung und lieferten sich auf hohem Niveau atemberaubende Duelle. Am Ende nutzen Karl-Artur und Marina Rappe ihren Heimvorteil und belegten Platz eins und drei des Ersten MPC-Minigolfturniers in der mehr als 65jährigen Club-Geschichte. Von ihnen eingerahmt: der bravourös spielende Peter Richter auf Platz zwei.

Überraschung am Abschlussabend

Na klar: Höhepunkt der Wanderung war wie immer die Verleihung der Goldenen Sohle. Zuverlässig wie eh und je hatte sich vornachts der Geist der verstorbenen Sohlenstifterin Inge Wolf bei dem dienstältesten Sohlenträger der Gruppe gemeldet und ihn mit der Übergabe der Pretiose beauftragt. So ehrte Frank Breitsprecher die überraschte Dr. med. Marina Rappe nicht nur für 20jähriges Mitwandern, sondern auch für zwei Jahrzehnte mobile Sprechstunde und Notapotheke.

Und es steht bereits fest: Die nächste MPC-Wandersprechstunde wird im September 2023 in der Pfalz stattfinden.

Karl-Artur Rappe

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