Nach dem Besuch der Schwetzinger Classic-Gala 2018
Das Gute im Auto lebt – Die Hoffnung stirbt nie
Von Wolfgang Peters
Kleine Fluchten müssen sein. Nur so können die Wirren und Entsetzlichkeiten um das ganze Diesel-Desaster, um drohende Fahrverbote, de facto-Enteignungen der Besitzer älterer Diesel und um die politischen Unvernünftigkeiten überhaupt noch ertragen werden. Sonst lässt es sich mit dem poveren Diesel-Wutbürger und den marktschreierischen Rechtsanwälten, die für die Diesel-Gerechtigkeit ins Feld ziehen und dabei ihre Gebühren-Umsätze im Blick haben, überhaupt nicht mehr aushalten in diesem Autoleben. Wer dennoch an das Gute im Auto glaubt, der pilgerte am Wochenende des 31. August bis zum 2. September 2018 zu den alten, schönen und immens wertvollen, aber mitunter auch keineswegs unbezahlbaren Autos aus einer besseren Vergangenheit.
Auf kurzen Wegen zur verkehrsgünstig gelegenen Barockstadt Schwetzingen mit ihrer ASC Classic-Gala 2018 (Der Allgemeine Schnauferlclub Deutschland ist mit seinem Präsidenten Uwe Brodbeck von diesem Jahr an ideeller Träger) und zur 14. Auflage eines wunderbar entspannten Concours d’Elegance im fein herausgeputzten und über Jahrzehnte gepflegten Garten des Barock-Schlosses. Rund 180 rüstige und meist fahrbereite Oldtimer aus den Jahren 1890 bis 1990 waren unter strahlender Sommersonne bereit für gut gelaunte Besucher. Ein ruhiges Fest für die Liebe zum alten Auto, zum Flanieren und zum Plaudern, zum Schauen und Erinnern: Johannes Hübner, offenbar von Alterungserscheinungen verschonter Oldtimer- und Organisations-Experte ist als umtriebiger Weltmann des alten Automobils seit etlichen Jahren der Initiator, der gute Geist und die starke Stimme dieser Veranstaltung. Er setzt sich überzeugend dafür ein, die alten, wertvollen Autos nicht als unberührbare Museumsstücke zu verehren.
Authentizität und Fahrbereitschaft sind ihm wichtiger, als ein überpflegter Restaurierungs-Zustand. MPC-Mitglied Susanne Roeder hatte für die Schwetzinger-Gala nicht nur einen Besuch für die Mitglieder des Motor Presse Clubs organisiert, sondern auch ein Gespräch mit Hübner eingeplant. Nicht unerwartet war der eloquente Hübner alsbald der Mittelpunkt einer angeregt diskutierenden Gruppe, die in ihren Erinnerungen schwelgte, ohne an das Dieseldesaster auch nur zu denken. Immerhin ein knappes Dutzend MPC-Oldie-Enthusiasten tauschten ihren freien Sommer-Samstag und die Absage an Freibad oder Meeresstrand gegen ein paar Stunden der kleinen Flucht zu den ewigen Attraktionen der automobilen Vergangenheit. Beim späten Verlassen der Oldie-Party war klar: Das Gute im Auto lebt und der ausgehandelte Umtausch der alten Dieselautos sollte alsbald zur Luftverbesserung in den betroffenen Städten führen. Und dann könnte es auch genug sein mit dem weithin unberechtigten Kreuzzug gegen den modernen Diesel.