Regionalkreis Südwest
Unfreiwillige Navi-Tests beim Besuch von ElringKlinger
Zum ungeplanten Navigationssysteme-Test wurde der Besuch des VdM- und MPC-Südwest beim Autozulieferer ElringKlinger in Dettingen an der Erms. Wer etwa nicht wissen sollte, wo Dettingen liegt, kennt die Schwäbische Alb nicht. Es ist der Nachbarort von Metzingen, dem Produktionsstandort von Hugo Boss, zu dessen Fabrikverkauf schon vor mehr als zwanzig Jahren die Kollegen anlässlich eines Termins in Stuttgart oder Zuffenhausen gerne einen Abstecher mit den Testwagen zu machen pflegten.
Der weltweit mit 43 Standorten in 21 Ländern operierende Automobilzulieferer, den der VdM-Kollege Gottfried Weitbrecht zurecht als „hidden Champion“ titulierte, läuft mit seinem zum Besuch vorgesehenen Werk 2 unter der Adresse Dettingen, Paul-Lechler-Sraße 31. Paul Lechler, geboren 1849 in Böblingen, war der bemerkenswerte Unternehmensgründer. Viele bedeutende, meist sozial engagierte Stiftungen in Baden-Württemberg gehen auf ihn zurück. Also gebührt ihm zweifellos eine nach ihm benannte Straße, vor allem, wenn die Erben dorthin ein weiteres Werk gebaut haben.
Nicht jeder gibt die Zieladresse vor der Abfahrt ins Navi ein, wenn er grob weiß, wo es lang geht. Man fährt erst einmal los. „Hätte man mal vorher…“, war dann auch ein häufig benutzter Ausdruck der Kollegen bei der Veranstaltung. Denn unterwegs begann die Tücke der Systeme: Entweder wurde die Paul-Lechler-Straße vom Navi akzeptiert oder Dettingen, nur bei wenigen anscheinend beides, ohne aber richtig ans Ziel zu führen. Kann eine offizielle Anschrift lügen? So führte z.B. der Weg von der A81 über das Paul-Lechler-Tropenkrankenhaus in der Tübinger Paul-Lechler-Straße nach Dettingen, andere landeten am Rathaus von Dettingen. Nur die „Googler“ fanden den Weg dank Anfahrtskizze. Doch selbst vor Ort war es noch spannend, denn das wie eine Design-Festung gebaute Werk 2 war als solches nicht klar gekennzeichnet und lag in Wirklichkeit gemäß Straßenschild in der Vogelsangstraße!
Dabei braucht sich die ElringKlinger AG nun wirklich nicht zu verstecken. Dreißig Kolleginnen und Kollegen waren beeindruckt, was der Konzern so weltweit mit siebentausend Mitarbeitern auf die Beine stellt. Die ZF Friedrichshafen AG, die jährlich einen Supplier Award vergibt, kürte ElringKlinger bereits zwei Mal zum innovativsten Zulieferer der Branche. Also war es höchste Zeit für den Besuch.
ElringKlinger ist heute einer von nur wenigen Zulieferern weltweit, der technologisch anspruchsvolle Komponenten für alle Antriebsarten liefert. Millionen Fahrzeuge sind täglich mit ElringKlinger-Technologien unterwegs: Zylinderkopf- und Spezialdichtungen, Gehäusemodule und Abschirmteile für Motor, Getriebe, Abgasanlage und Nebenaggregate. Der Automobilzulieferer und Entwicklungspartner der Erstausrüstung konzentriert sich dabei auf die Kernthemen der Automobilindustrie: Kraftstoffverbrauchsreduzierung, Emissionsverringerung und die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien. Zudem verstärkte sich das Unternehmen mit den jüngsten Technologie-Zukäufen, wie der New Enerday GmbH im Brennstoffzellen-Bereich, dem Kunststoffspezialisten Polytetra GmbH sowie dem Werkzeugspezialisten Hummel-Formen, in zukunftsträchtigen Produktfeldern.
ElringKlinger beliefert nahezu jeden Automobilhersteller in Europa, Nord- und Südamerika sowie zahlreiche asiatische Fahrzeughersteller. Produkte aus dem Hochleistungskunststoff PTFE, die z.B. im Maschinenbau, in der Medizintechnik, Luft und Raumfahrttechnik sowie in der chemischen Industrie zum Einsatz kommen, ergänzen das Portfolio des Konzerns.
Nach vorläufigen Eckdaten erzielte der ElringKlinger-Konzern im Geschäftsjahr 2014 Umsatzerlöse in Höhe von 1.325,8 (1.150,1) Mio. Euro. Das Unternehmen profitierte von dem starken strukturellen Wachstum bei vielen Produktgruppen, die zur CO₂-Reduzierung beitragen. Der Auftragsbestand übertraf zum 31. Dezember 2014 das Vorjahresniveau um 15,6 Prozent auf 688,2 (595,4) Mio. Euro. Auf dieser Basis plant der Konzern für 2015 mit einem organischen Umsatzwachstum von 5 bis 7 Prozent. Zusätzlich wird die Konsolidierung der erworbenen M&W Manufacturing Inc., USA (zukünftig ElringKlinger Automotive Manufacturing Inc.) im Gesamtjahr rund 30 Mio. Euro zum Konzernumsatz beisteuern. Dieser Geschäftsbereich entwickelt und produziert vor allem Turboladerdichtungen, Hochtemperaturdichtungen und Komponenten für die Abgasrückführung (EGR) und das Abgassystem sowie Getriebesteuerplatten für Automatik- und Doppelkupplungsgetriebe. In diesem Bereich decken die neuen Partner zusammen 50 Prozent des Weltmarktes ab.
Der Abschluss des Abends ließ uns die Pressekollegen von EllringKlinger, Peter Brändle und Peter Renz, näher kennenlernen und bei einer mit Strohhalm servierten Karotten-Ingwer-Suppe aus der Flasche zu diversen Themen Fragen stellen. Nicht zuletzt war es mal wieder ein gelungenes Kollegen-Treffen, um die Eindrücke von Genf passieren zu lassen. Und: Wird es zu einem Comeback von Borgward kommen? Viele meinen Nein. Die Wette jedoch, wie lange die Gemeinde Dettingen noch braucht, um das Straßenschild auszutauschen, ist offen.
Astrid Gorgas