4. Lackworkshop in Münster
Alles richtig gemacht, Herr Book!
Der wieder einmal gelungene Lackworkshop in Münster bei dem alt-ehrwürdigen Lackhersteller Glasurit, der heute als BASF Coatings firmiert, bot alles, was man sich als Mitglied des MPCs so wünscht und früher durchaus auch gewohnt war: aktuelle Informationen, persönliche Praxiserfahrung, gute Gespräche mit Fachleuten und Kollegen, Gastfreundschaft und beste Stimmung. Mehr geht nicht! Der MPC-Kollege Jürgen Book und sein Team haben es raus, wie man trotz scheinbarer Wiederholung eines Workshops, die Teilnehmer, auch solche, die schon mehrfach dabei waren, von Beginn an fesselt und gut durch den Tag leitet. Nirgendwo wird alter oder beschädigter Autolack schöner und unterhaltsamer fit gemacht. Es ist mit solchen Veranstaltungen und Gastgebern noch Feuer im Club, man muss es nur pflegen und nicht ausgehen lassen.
Der deutsche Motorjournalist, der sich nach Münster ins Refinish Competence Center bei Glasurit auf den Weg macht, ob jung oder alt, hat offensichtlich zu seinem eigenen Auto ein besonderes Verhältnis. Wie anders lässt es sich erklären, dass er sich freiwillig früh morgens mit einem blauen, unförmigen Overall verkleidet, um dann in bester Laune stundenlang, je nach Größe und Art der Reparaturstelle, an seinem Gefährt zu reiben und zu polieren bis der Schweiß kommt. Nicht selten unterstützt von seiner Ehefrau, mit der er dann erstaunlicherweise und von ihm unbemerkt, in einen Putz-Wettbewerb tritt. Alles unter Anleitung von fachkundigen und hilfsbereiten Mitarbeitern, denen es sichtlich Freude bereitet, die meist auch etwas besonderen Fahrzeuge, manche davon im Oldie-Alter, wieder auf Vordermann zu bringen. Die Herren vom Fach standen den ganzen Tag mit Rat und Tat zur Seite. Schwierigere Fälle wurden auch überwiegend von ihnen gelöst. Man wollte ja kein Risiko eingehen, dass das teure Blech durch tapsige Journalistenhände unnötig Schaden nimmt.
Die ein oder andere Plauschpause wurde gefüllt mit interessanten Botschaften. So bemüht sich BASF in punkto Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit die CO2-Emissionen gleich am Anfang der chemischen Produktion durch Einsatz nachwachsender Rohstoffe, wie Bio-Naphta oder Biogas, statt fossiler Rohstoffe zu drosseln. Die daraus entstandenen neuen Produkte werden aber wie gewohnt weiterverarbeitet, ohne dass sich die Qualität verändert. Der dafür genutzt Bioanteil wird nach einer durch den TÜV SÜD zertifizierten Methode der neuen Produktreihe für Autoreparaturlacke rechnerisch zugeordnet. Nach diesem kalkulatorischen Modell können 100 Prozent der fossilen Rohstoffe schrittweise durch erneuerbare ersetzt werden. Die Zauberformel heißt „Biomassenbilanzverfahren“ und ist vergleichbar mit dem Ökostromtarif. Entscheidend ist immer, dass der Anteil nachwachsender Rohstoffe im System insgesamt stimmt und den zertifizierten Verkaufsprodukten rechnerisch richtig zugeordnet wird. Hierfür erhofft man sich eine große Nachfrage seitens umweltbewusster Lackierwerkstätten und Kunden, die auf nachhaltig produzierte Lacke Wert legen, so dass dieser Anteil entsprechend erhöht werden kann. Der TÜV SÜD überprüft laufend, ob BASF im Produktionsverbund die Menge an erneuerbaren Rohstoffen tatsächlich einsetzt.
Für einen spannenden Auftritt sorgte nachmittags „Lack-Papst“ Christian Petzold, der mit seiner Magic-Clean Reinigungsknete uns beibrachte, wie wir zwar fühl- aber kaum sichtbare Lackablagerungen von Lack- und Farbnebel, Bremsstaub, Baumharz, Flugrost oder auch nur alte Insektenleichen einfach entfernen können, ohne dem Lack zu schaden. Auch weitere Pflegetipps rund um Wurzelholz, Kunststoff, Dachhimmel und Cabrioverdecke, wie auch Lack und Leder, nicht nur im Auto, waren für jeden Old- und Youngtimer-Besitzer Gold wert. Kennen Sie den Trick mit dem Zellophanpapier, z.B. das, was als Oberflächenschutz von Zigaretten- oder Pralinenschachteln dient? Einfach zwei Finger reinlegen und damit über den Lack streichen und sie spüren Dinge, die sie dort nicht vermuten. Ein Albtraum für jeden Lackierer.
Wenn Autos lächeln könnten, würden sie es nach einem solchen Tag tun. So viel Aufmerksamkeit bekommen die meisten zuhause das ganze Jahr über nicht. Da heißt es ja meist, schnell rein in die Waschstraße und das war‘s. Der Bedarf für weitere körperliche Aktivitäten dieser Art bei den Emsigen unter den MPClern war am Abend allerdings für das Restjahr gedeckt. Der Abend diente denn auch der Erbauung und führte alle ins Oktaneum im Süden von Münster, einem Ort von authentischem Charme in einer alten Industrieanlage mit hohen Decken, viel Holz, Beton und gutem Licht. Gründer und Inhaber, Arndt Hovestadt, präsentierte sein „Bijou“, dass nicht nur für klassische Autos aller Art einen Stellplatz hat, sondern auch eine Lounge für „Benzingeflüster“, Erfahrungsaustausch und Tipps unter Oldtimerfreunden und Autoenthusiasten in der Halle bereithält, die als Besonderheit ein historisches Tankstellenhäuschen ziert. MPC-Kollege Detlef Brandenburger von Aral eröffnete launigerweise die dortige BP Tankstelle, ein „Car-B-Q“ auf Einladung von Glasurit sättigte die fleißigen Kollegen, und solche, die noch abends dazu kamen, obwohl schon ein vorzügliches Mittagessen in der BASF-Kantine die Laune hochgehalten hatte. Ein anschließendes „Zigarrentasting“ konnte die Raucher unter den Teilnehmern erfreuen. MPC at its best!
Astrid Gorgas
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