Nachruf

Zum Tod von Eckhard D. Noelte

Von Frank Breitsprecher

Meine erste Begegnung mit Eckhard Noelte hat sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt. Als ich 1980 von Daimler-Benz kommend die Leitung der Bosch-Presseabteilung übernahm - Noelte war dort für das Referat Kraftfahrzeugtechnik verantwortlich - , eilte ihm schon ein legendärer technischer Ruf voraus.

Mein bisheriger Chef bei Mercedes, Günther Molter, schwärmte von ihm in höchsten Tönen. Mein Respekt und meine Ehrfurcht waren ihm auch deshalb sicher, weil mir Presse-Kollegen berichteten, dass Noelte über mich Erkundigungen eingeholt habe. Wie er denn so sei, der neue Chef? Ob er, Noelte, sich nach einer neuen Aufgabe umsehen müsse?

Diese kleine Episode zeigt eine ganz wesentliche Eigenschaft Eckhard Noeltes: Ein Noelte lässt sich nicht gern überraschen, er recherchiert gründlich und bereitet sich intensiv vor. So hielt er es im Beruf, aber auch mit seiner Krankheit, die ihm in den letzten Jahren zu schaffen machte. Als wir vor Weihnachten telefonierten, meinte er, ihm blieben nur noch wenige Monate. Ende Januar besuchte ich ihn in seinem Haus in Weil der Stadt. Er war geschwächt, aber nicht ohne Hoffnung. Wir diskutierten und tauschten Gedanken aus wie früher, ohne zu wissen, dass es ein Abschied war.

Eckhard Noelte hat gekämpft, aber gegen die bösartige Erkrankung war er machtlos. Am 6. Februar 2013 – rund drei Wochen vor seinem 77. Geburtstag – schloss er für immer die Augen. Sein Weg war gekennzeichnet von herausragendem beruflichen Erfolg und großer Anerkennung. Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Aschaffenburg im Jahr 1954 entschied sich Eckhard Noelte für die Praxis: Er absolvierte zunächst eine Maschinenschlosserlehre und nahm 1957 in Frankfurt das Maschinenbau-Studium auf, das er 1961 abschloss. In dieser Zeit muss er entdeckt haben, dass sein Herz für den Journalismus schlägt. Denn der frisch diplomierte Ingenieur begann seine Berufslaufbahn beim Krauskopf-Verlag in Wiesbaden, wechselte danach als Redakteur der Zeitschrift „Maschinenmarkt“ zum
Vogel-Verlag, Würzburg, bevor er 1963 als Pressereferent für Kraftfahrzeugtechnik bei der Robert Bosch GmbH, Stuttgart, einstieg. Mit fast 61 Jahren – inzwischen Leiter der Zentralstelle Presse (Technik und Produkte) - wechselte Eckhard Noelte 1997 „offiziell“ in den Ruhestand, blieb dem Unternehmen Bosch aber stets aktiv verbunden.

Eckhard Noelte wusste, dass die Pressearbeit eines Zulieferers für das Gebiet der
Kraftfahrzeugausrüstung nicht selten eine Gratwanderung ist. Galt es doch hier sowohl technisch als auch wirtschaftlich Rücksicht auf die Erstausrüstungs-Kunden, die Automobilhersteller, zu nehmen. Er fand mit seinen Kollegen einen Ausweg und hob mit ihnen in den 60er Jahren das Bosch-Motorpresse-Kolloqium aus der Taufe, eine Einrichtung, die sich bis heute eines regen Zuspruchs erfreut und in Fachkreisen höchste Wertschätzung genießt. In diesen Veranstaltungen für die Presse informiert Bosch über neueste Trends in der Kraftfahrzeugtechnik und gibt einen Einblick in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit, lässt aber selbstverständlich den Autoherstellern die Vorfahrt bei neuen Modellen und Innovationen.

Wer Eckhard Noelte kannte, schätzte nicht nur sein außergewöhnliches Fachwissen, sondern vor allem auch seine menschliche Art, seine Kontaktfreudigkeit, sein persönliches Engagement und seine Offenheit. Er lebte Automobiltechnik mit Leidenschaft und Emotion und war innerhalb und außerhalb des Hauses ein gefragter Gesprächspartner. Und er kannte die Wege bei Bosch, heute würde man sagen, er sei gut vernetzt. Wenn mal etwas nicht so recht voranging, dann warf er ein, man müsse hier „noeltisch“ vorgehen, „noeltisch“ als Synonym für pragmatisch mit einem Schuss Schlitzohrigkeit und Raffinesse.

Eckhard Noelte stand für gradlinige Öffentlichkeitsarbeit und für glaubhaften Journalismus. Manche Erscheinung, die sich durch die Krise der Medien abzeichnete, beobachtete er mit Missbehagen. Gekaufte Geschichten waren ihm zuwider, ihnen hafte der penetrante Geruch von Propaganda und billiger Reklame an. Pressearbeit dürfe nicht zum verlängerten Arm dumpfer Verkaufsförderung und der erstarkten Marketing-Front werden. Wer Werbebotschaften unterbringen möchte – so sein Credo -, solle sich in den Medien den Raum oder die Sendezeit kaufen, aber damit nicht Journalisten behelligen.

Privat gehörte sein Interesse neben der Familie und dem Freundeskreis auch der Jagd, die er aus gesundheitlichen Gründen seit Jahren aber nicht mehr ausübte. Mit seiner Frau Gudrun war er gern gesehener Teilnehmer bei zahlreichen VdM- und MPC-Veranstaltungen, bei denen er sich mit fundierten und oft auch originellen Beiträgen zu Wort meldete.

Der MPC und seine Freunde trauern um einen großartigen Menschen und sind in herzlicher Anteilnahme seiner Familie verbunden.

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