Zum Tod von Werner Schruf

Ciao, Werner

Es ist kurz vor Weihnachten, als wir noch einmal zusammentreffen, im „La Trattoria“ unweit von Heilbronn. Schruf liebt Italien, das Land, sein Speiseeis, seine Kultur und seine Autos, allen voran die Prachtstücke von Ferrari. Seine Essensbestellung erfolgt in betont knappen Worten, auf den Ober mag das abweisend wirken. Fotograf Hans-Peter Seufert sagte einmal im Scherz, Werner könnte auch Schroff mit Nachnamen heißen.

Schruf ist nach einer geglückten Tumor-Operation an der Bauchspeicheldrüse seit dreieinhalb Jahren angeschlagen und geht mit respektabler Tapferkeit gegen sein Schicksal vor, jenes „Damoklesschwert, das seitdem über mir schwebt“. Wir sprechen von alten Zeiten, auch davon, wie alles bei auto motor und sport begann.

Er kommt 1968 als Volontär, ich sehe ihn noch vor mir stehen, ein wenig blass um die Nase. Er kann gut fahren, kein Fehler in dieser Redaktion, beteiligt sich mit einem NSU TTS, einer Art GTI der 60er-Jahre, an Berg- und Rundstreckenrennen. Als Geschäftsführender Redakteur Ende der 70er-Jahre verwaltet er auch das Redaktionsbudget – er kann mit Geld umgehen, seine Urteilskraft und sein analytischer Verstand werden geschätzt. Der Kauf eines Fiat Dino Spider, zwischen dessen gerundeten vorderen Kotflügeln ein waschechter sechszylindriger Ferrari-Motor steckt, hat damit weniger zu tun – es ist bei aller Coolness ein Stück automobile Leidenschaft. Manchmal wird diese Passion durch spezielle Ereignisse gekrönt, beispielsweise durch die Mitfahrt in dem Porsche-Renn-Ungetüm 917 in Hockenheim anlässlich einer Art Betriebsausflug der Redaktion. Er sei ein wenig zäh aus der Sachskurve gekommen, meint Schruf auf die Frage, wie es denn war. Der Grafikchef Robert Rettenmayr hat das 600-PS-Rennauto mit grünem Gesicht verlassen.

In den 90er-Jahren schreibt Schruf vier hochgeschätzte Bücher über Ferrari-Autos, den 512 TR, den 348, den F40 und den F50 – heute allesamt gefragte Raritäten.

Werner Schruf wusste um die Bedrohlichkeit seiner Erkrankung. Er sagte nicht, dass er daran sterben werde, sondern dass er den Krebs nicht mehr loswerde, solange er lebe. Der englische Romancier Somerset Maugham schrieb einmal, zu einem runden Leben gehöre das Alter dazu. Schruf, am 7. Mai 2015 gestorben, wurde 70, sein Enkelkind hat er noch erlebt.

Klaus Westrup in auto motor und sport

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